Töne im Kopf
Erst vor einigen Tagen habe ich mich wieder daran erinnert, und seitdem wird das Bild immer deutlicher: der große, dunkelbraune Steinway-Flügel, an dem ich sitze, direkt vor den Blechbläsern, Blick frei über die Köpfe der Cellisten auf den Dirigenten. Hinter allem erhebt sich der Chor. Der Dirigent hebt die Arme. Adrenalin pulst. Einhelliges Atemholen. Und los. Die Läufe perlen wie von selbst, der Rhythmus hat mich ergriffen, ich hole ihn nicht, wie sonst allein am Klavier, aus mir selbst; das Orchester ist ein großes lebendiges Tier, ein Leib aus Leibern; der Dirigent ist die Herzfrequenz, der meine Finger folgen, der Chor atmet uns alle ein und aus, die Streicher wiegen sich im Sturm, der sich bei den Bläsern zusammengebraut hat, und die Zeit dehnt sich unendlich in den Augenblick hinein - ein ernstes, süßes Spiel, von schwindelerregender Klarheit.
Lange verklungen.
Kostbare Töne im Kopf.
Lange verklungen.
Kostbare Töne im Kopf.
Karan - 29. Mai, 18:34
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