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14
Dez
2006

Inneres Ohr

"Ich liebe Musik", erzählt sie mir.

Als Kind hätte sie gerne Klavier gelernt, aber dazu war kein Geld da gewesen, zu Beginn der 30er Jahre, kurz nach der Inflation. Also hatte sie den Schreibsekretär ihrer Mutter leergeräumt, sich davorgesetzt und imaginäre Tasten angeschlagen. Die Erwachsenen lächelten über diese Spielerei. Doch sie allein hörte die Melodien.

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Stadl42 - 14. Dezember, 21:54

Belächelt zu werden ist aber doch nicht so schlimm wie keine Melodien hören zu können. Vielleicht ein kleiner - oder sogar großer - Trost, finde ich. Besser wäre es mit einem Piano gegangen, das wissen wir alle. Und trotzdem: Lasst die Erwachsenen ruhig weiterlächeln, ".. with a foolish grin ...", wie die Beatles einst dichteten. Macht nichts, sie wissen es eben nicht besser.
Wir aber schon!

MMarheinecke - 18. Dezember, 22:29

Biographien ungelebter Leben

Es machte mich traurig, als ich von Dir erfuhr, dass die Geschichte kein Happy End hatte: die Frau lernte niemals Klavierspielen. (Während zehntausende Bürgerstöchter & Söhne wider Willen und widerwillig Klavier paukten.)
Es stimmt einfach nicht, dass "Talent" immer einen Weg findet. So etwas wie Chancengleichheit existiert einfach nicht. Fast alle Talente, die die Menschheit hat, bleiben unbeachtet. Oder werden gar verlacht. Ausgegrenzt. Verachtet.
Nur wer in die "richtige" Umgebung geboren wurde, hat eine Chance. Das war übrigens fast immer und fast überall so.

Diese Talente sind der wichtigste "Rohstoff" der menschliche Zivilisation. Bürokratien und Manegement-Strukturen, Produktion, Vertrieb, Verwaltung und sogar Religion - das alles geht auch ohne außergewöhliche Begabungen. Kunst, Wissenschaft, Philosophie gäbe es ohne Talente jedoch nicht.

Karan - 19. Dezember, 01:09

Das sehe ich deutlich anders.

Irgendwann ist mensch nämlich erwachsen. Und hat irgendeinen Beruf, verdient Geld, auch wenn's vielleicht nicht viel ist. Und wenn dann der Wille stark genug ist, findet er auch irgendeinen Weg. Immer! Auch wenn's vielleicht ein etwas anderer ist als der in zarter Kindheit erträumte.

Die alte Dame wurde nämlich zu einer leidenschaftlichen Musikhörerin und begeisterten Chorsängerin.

Ich hatte mal einen Klavierschüler (Anfänger) in weit fortgeschrittenem Alter, der sich eben diesen seinen Jugendtraum noch erfüllte und sogar ziemlich gut wurde.

Und die Malerin Grandma Moses hat erst mit 75 so richtig losgelegt...

Zum Thema "Talent" habe ich übrigens auch eine ziemlich nüchterne Einstellung: "Genius is one percent inspiration and ninety-nine percent perspiration...."

In diesem Sinne: let's rock the world! ;-)
MMarheinecke - 19. Dezember, 08:59

Individuell hast Du recht

Ich dachte an "die Kultur" "der Menschheit" als Ganzes. Um das Heil der Welt, sozusagen. Um das es schlecht bestellt ist, da Chancen vor allem, ja fast ausschließlich, vom gesellschaftlichen Status abhängt.
Und weil Talent auch bei uns "verschleudert" wird. Gesellschaftlich und übrigens aus individuell. Weil "Genius" nun mal wirklich harte Arbeit und Risiken voraussetzen. Talent kann äußerst unbequem sein.
Die unbequeme Realität ist, dass Talent dazu verpflichtet, es auch zu nutzen, eben die anderen 99% einzusetzen.
Wie oft haben große Künstler, große Wissenschaftler, große Denker ihr privates Glück und oft auch ihre Gesundheit ihrem Werk buchstäblich geopfert.

Zur Gesellschaft: Der Gipfel gehört den Himmelsstürmern. Den Mutigen. In der (deutschen) Realität gehört er leider den Kaffeekränzchen der Etablierten.
Karan - 19. Dezember, 10:55

"Wie oft haben große Künstler, große Wissenschaftler, große Denker ihr privates Glück und oft auch ihre Gesundheit ihrem Werk buchstäblich geopfert."

Womit wir wieder mal bei diesem Thema wären...

Diese Selbstaufopferung erfolgt ja nicht, weil die das so klasse finden, sondern entweder, weil da diese gesellschaftliche Konvention und Normierung greift, oder aber auch, weil sie selbst dieser Konvention unterliegen und sonst das eigene Selbstbild dieser Künstler/Wissenschaftler zusammenbrechen würde ("meine künstlerische Arbeit ist nur was wert, wenn ich mich für sie opfere"). Wird Zeit, daß sich da was ändert!

"Status" ist ja in diesem Kontext ebenfalls ein (erfolgreiches) Anerkennen der vorgegebenen Norm. Diese zu ändern (und zwar in der persönlichen Wahrnehmung :-)) , ist der erste Schritt; in der Folge verschiebt sich dann auch das, was die Einzelnen an "Chancen" haben (und wahrnehmen).

"Der Gipfel gehört den Himmelsstürmern. Den Mutigen. In der (deutschen) Realität gehört er leider den Kaffeekränzchen der Etablierten."

Was die als "Gipfel" bezeichnen (und sich gegenseitig als solchen schönreden), ist Tiefland. Die Gebirge liegen woanders. Und die "Gesellschaft" merkt das aber auch allmählich, die nimmt die "Etablierten" nämlich nicht mehr halb so ernst wie die das gerne hätten oder sich einbilden!
MMarheinecke - 19. Dezember, 19:35

Pflicht und Heldentum

Ich war wieder mal bei der persönlichen Frage, weshalb ich so bisher so wenig aus dem mir gegebenen Talenten gemacht habe. Und der Grund lautet in meinem Falle ganz einfach: a) Feigheit b) Bequemlichkeit.

Diese Selbstaufopferung finde ich, in vielen Fällen, tatsächlich Klasse. Heroisch. Gefalllen auf der unblutigen Walstatt der Erkenntnis, des Lichtes, der Schönheit. Oder in den "Sielen gestorben", wie ein Arbeitspferd. Jedenfalls: sinnvoll gelebt, sinnvoll gestorben. Und "ewig ist der Toten Tatenruhm".
Ich bin mit völlig klar darüber, dass ich nicht ewig lebe: "Noch mal so alt, dann bist du kalt!" - Ich hoffe, dass ich das, was ich - viel zu spät im Leben - begonnen habe, zuende bringen kann.

Was die als "Gipfel" bezeichnen (und sich gegenseitig als solchen schönreden), ist Tiefland. Die Gebirge liegen woanders
Ich denke, wir schreiben aneinander vorbei: die Kafferkränzchen der Etablilerten sitzen auf dem Gipfel der Macht - ökonomisch, politisch, kulturell. Oder in der erhöhten Schußpostition für das MG, mit dem sie nach unten drohen und gelegentlich auch schießen.

Auch wenn man sie, als Menschen nicht ernst nehmen kann: Ihre bessere Schußposition und ihr MG sollte man schon beachten!
Der einzig sinnvolle "Kampf" ist der (geistige) Partisanenkrieg.
Karan - 19. Dezember, 20:11

Macht ist die eine Sache, die eigene Position eine andere. Es ging mir ja maßgeblich genau um die Frage, was ich selbst tun kann, denn das ist ja wohl der vorrangige Ort, an dem ich überhaupt etwas bewirke.

Wenn ich "denen" die Macht über meine Wahrnehmung und (Selbst-)Positionierung nicht mehr überlasse, dann machen sogar die, die eine reale Macht ausüben, mir nicht mehr so viel Angst, dann ist es auch kein Problem, mein Talent zu nutzen, denn ich tue dies nicht im Kampf "gegen" irgendwen, sondern im Einsatz "für" etwas.

Meine Helden sind diejenigen, die es schaffen, ihr Ding zu machen und gerade NICHT dabei selbstlos und aufopferungsvoll vor die Hunde zu gehen. Denn als Tote oder Wracks nützen sie niemandem was - als lebendige, schaffende Menschen jedoch wohl! :-)

Feigheit und Bequemlichkeit sind m. E. zwei Hauptformen der Angst. Die lassen sich nicht überwinden durch preußische Pflichterfüllung, sondern durch die Bewußtwerdung dessen, wozu es mich treibt. Und die Bewußtwerdung der o. g. Zusammenhänge.

Selbstermächtigung kommt zuerst. Dann kann ich auch was schaffen - meine vorhandenen Talente nutzen oder mir etwas erarbeiten, was ich gerne machen möchte.

Auch ich hab' schon oft darüber gejammert, daß ich "viel zu spät" herausgefunden habe, was meine Berufung ist. Aber das ist Unsinn. Da gibt es kein "zu spät". Wichtig ist, es überhaupt zu spüren und zu tun. Ohne Druck (vor allem ohne den inneren Druck, der den äußeren in den meisten Fällen ums Vielfache übertrifft).
MMarheinecke - 19. Dezember, 21:12

Mag sein ...

... aber ohne Druck, vor allem inneren Druck, täte ich vermutlich überhaupt nichts. Jedenfalls nicht die notwendigen 99% Transpiration aufbringen.
Karan - 19. Dezember, 21:35

"ohne Druck, vor allem inneren Druck, täte ich vermutlich überhaupt nichts."

Glaub' ich ned.
:-)
Der Fehlschluß "ich brauche Druck, sonst tu' ich nix" ist eine der verbreitetsten Internalisierungen und uns allen mehr oder weniger anerzogen.
Wenn ich jedoch den inneren Druck loslasse (nicht zu verwechseln damit, ihn zu ignorieren; in DEM Fall täte ich dann wahrscheinlich auch nix, er ist dann ja nämlich noch da), dann entsteht:
innerer Drang.

Und der gibt Schaffenskraft!
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