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9
Jan
2007

Die freie Marktwirtschaft

Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen.
Ihr sollt auf euern Direktor vertrauen.
Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen.
Ihr sollt alles Weitere dem Chef überlassen.
Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein,
wir wollen freie Wirtschaftler sein!
Fort, die Gruppen - sei unser Panier!
Na, ihr nicht. Aber wir.

Ihr braucht keine Heime für eure Lungen,
keine Renten und keine Versicherungen,
Ihr solltet euch allesamt was schämen,
von dem armen Staat noch Geld zu nehmen!
Ihr sollt nicht mehr zusammenstehn
- wollt ihr wohl auseinandergehn!
Keine Kartelle in unserm Revier!
Ihr nicht. Aber wir.

Wir bilden bis in die weiteste Ferne
Trusts, Kartelle, Verbände, Konzerne.
Wir stehen neben den Hochofenflammen
in Interessengemeinschaften fest zusammen.
Wir diktieren die Preise und die Verträge
- kein Schutzgesetz sei uns im Wege.
Gut organisiert sitzen wir hier...
Ihr nicht. Aber wir.

Kurt Tucholsky


(... zu dessen 117. Geburtstag ich heute eine imaginäre Rose auf sein Grab bei Schloß Gripsholm lege.)

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eibensang - 10. Januar, 02:35

Viel zu früh hat er damals den Löffel abgegeben. Was hätte er über die Verhältnisse nicht alles noch zu sagen gehabt, sagen können oder sollen? Die bleibende Aktualität seiner virtuos formulierten Erkenntnisse ist erschreckend - und für uns heute in mancher Hinsicht beschämend. So viel passiert inzwischen - so wenig erreicht? Hey Kurt, auch von mir eine imaginäre Rose - mit offener Blütenpracht, und Dornen und allem. Dein Beispiel leuchtet fort: das deines Lebens und Schaffens, deines unvergleichlichen Esprits und deiner herrlichen Schärfe. Wir können dich nicht wieder herholen. Können dir nicht mehr sinnvoll zurufen: Hey, halt durch! Müssen nun selber Verse schmieden - so gut wir´s vermögen. Und selber durchhalten. Schon, weil wir länger brauchen. Hat sich zuwenig verändert, bei allem, was geschah seitdem. Aber wir kämpfen weiter. Auch für dich. Und was du uns mitgabst, hilft uns dabei. Haben wir nötig. Du ruhe in Frieden. Den gilt´s zu schaffen, nach wie vor: für die Lebendigen. Wenn auch eher unruhig...;-) Doch das, glaub ich, alter jungverstorbener Lehrer, ist in deinem Sinne. Du hast doch mehr erreicht, als du damals ahntest. Danke! Danke! Auf dein Wohl! Für das, wofür´s ging - und immer noch geht. Und es geht. Weiter. With a little help from our friends.

Dir, Karan, einen lieben Dank für die Erinnerung.

MMarheinecke - 10. Januar, 07:22

Danke Karan

für die Erinnerung. (Bei nicht-runden Geburtstagen umso wichtiger.) Jeder Anlaß ist gut, um an Tucholsky zu erinnern. Dem Mann, der an zwei von ihm heiß geliebten Ländern zu früh zugrunde ging: an Deutschland, wo man gern Leute, die den Dreck aus dem Nest rauszutragen versuchen "Nestbeschmutzer" schimpft, und an Schweden, seinem Exilland, wo man "Integration" mit "Einwanderer: Anpassen und Schnauze halten!" verwechselte. (Was nicht nur für Schweden typisch war und ist.)

Was das Gedicht angeht: Es ist wieder aktuell. Es gab mal eine Zeit, genannt die Zeit des "rheinischen Kapitalismus" oder der "formartierten Gesellschaft", der "konzertierten Aktionen", da sah es anders aus, da wurde sogar die "böse" "paritätische Mitbestimmung" als Standortvorteil gesehen. Aber die Zeiten haben sich geändert. Ähneln wieder mehr denen der 1920er. Bestimmt von Angst, Angstmache, (Gruppen-)Egoismus und der Sucht nach einfachen Antworten.
Was Tucholsky wieder aktuell macht. Leider.

baerin - 11. Januar, 00:03

Super! Danke...

...musste einfach mal wieder gesagt / dran erinnert werden.
Der Mann hat Recht - und wirklich wieder mal hochaktuell.
LG
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