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22
Feb
2007

Duftmarken

morrison

(Bild von Melanie Evien Vetter.)

Gerüche. Es gibt wohl kaum etwas, das mich so plötzlich und unmittelbar an andere Orte und Zeiten versetzen kann. So geschehen erst kürzlich im wahrscheinlich seit Jahrzehnten olfaktorisch unveränderten Music Department zu Dartington.

Und gleich fallen mir noch ein paar weitere Gerüche ein, natürlich zuerst auch wieder einer aus England:

Holzfeuer im Herbst. Wenn man abends gegen Sonnenuntergang durch die Straßen einer englischen Kleinstadt geht, es bereits kühl geworden ist und man sich auf einen Tee und gute Gesellschaft freut. Das sind die Assoziationen, die mir kommen beim herben Aroma gefallener Blätter, das sich mit dem Rauch aus den Kaminen mischt.

Frühlingsduft. Oder besser Vorfrühlingsduft, eine leise Ankündigung. Auch meist gegen Abend zu riechen, wenn es mild geworden ist. Unbeschreiblich lieblich und verheißungsvoll. Nur: was duftet da eigentlich? Ich habe keine Ahnung.

Sommer. Ein Kindheitsnachmittag am Strand. Abends hatte die eigene Haut einen Geruch angenommen, von dem ich bis heute nicht weiß, ob ich ihn angenehm oder eigenartig finden soll, aber es war so, als ob die ganze Wärme des langen Tages darin gespeichert wäre.

Regen. Meine Großeltern lebten in einem dieser großen genossenschaftlichen Häuserblocks mit Innenhof, dort gab es eine Rasenfläche und ich liebte es, Joghurtbecher aufzustellen um den Mairegen einzufangen ("Mairegen bringt Segen", hieß es. "Wasch' dich damit und du wirst schön...") Am liebsten jedoch stellte ich mich mitten auf die Wiese und ließ mich naßregnen. Würziger Geruch nach nassem Gras, nasser Erde, nassem Asphalt. Alles gereinigt. Frische. Neuanfang.

Und nun würde mich mal interessieren, was Ihr so für Dufterinnerungen habt...

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Hellblazer - 22. Februar, 23:47

Linoleum. Das Internat hatte den ganzen Boden voll von dem Zeug.

Wendelbald Klüttenrath - 23. Februar, 00:07

Nasses Tauwerk. Meine Verwandten sind sich heute noch nicht einig, ob ich erst laufen oder segeln konnte.

Der wundervolle Geruch von verbrannter Kohle und Wasserdampf. In der längst vergangenen Zeit, als Lokomotiven noch rauchten und schnauften, nahm mich mein Großvater gerne zu seiner Arbeitsstätte mit.

MMarheinecke - 23. Februar, 15:31

Erinnerungs-Gerüche

Ja, es stimmt, Gerüche lösen Erinnerungen aus ...

Heimatduft: der Geruch des leicht fauligen Wassers in den zahlreichen Flußläufen, Kanälen, Fleeten Hamburgs. Auch Heimatduft - Kiefernduft. Denn ich wohne neben einem hauptsächlich aus Kiefern und Birken bestehenden Wald.

Wald - richtig "waldig" ist der intensive Düfte nach Laub, Kräutern, irgendwelchen Pilzen in einem Laubwald an einem regnerischen Tag im Mai.

Winter: Die eigentümliche Schärfe, die an einem frostigen Tag in der Luft liegt. In meiner Erinnerung vermischt mit einem ganz leichten Geruch nach verbrannter Kohle und feuchter Wolle.

Frühling: schwer zu beschreiben, da hast Du recht, Karan. Frisches Chlorophyll? Ein Hauch Ozon? Belebend.

Sommer: Sommer duftet für mich nach Heu, nach offenem Holzkohlefeuer, nach reifen Kirschen.

Herbst, wieder im Wald: der irgendwie zimtartige Duft des Laubs, der Geruch nach Erde.

Ganz wichtig, in meinen Erinnerungen: Die See - Salz. Seetang. Am intensivsten nach einem stürmischen Tag, an der Nordsee.

Gemütlichkeit: Der Duft nach Räucherwerk, starkem Kaffee, selbstgebackenem Kuchen, Kerzen.

Von den unangenehmen Gerüchen, die mit unangenehmen Erinnerungen verknüft sind, schreibe ich lieber nicht.

Stadl42 - 26. Februar, 17:30

Vor dem Gig...

Winter, ein leerer Konzertsaal, eigentlich irgendwann mal als Tanz- und Kinoraum erbaut, irgendwo auf dem Lande. Es riecht nach klammer Fäulnis, gewürzt mit dem schneidend scharfen Aroma von tausend Zigarettenkippen, gelindert von klebrigen Schwebstoffen undefinierbarer Herkunft (Haargel? Bier? Urin?). Ich selber rieche naß, draußen schneit es, nach Schweiß und Diesel. Der Geschmack von Kaffee ist wohl mehr Erinnerung als real, und weckt unerfüllbare Sehnsüchte. Die ersten Flighcases werden geöffnet, es entströmt ihnen die Losung des letzten Auftritts, als Menschenleiber verschwitzt sich aneinander rieben, bis Frau nach Frau und Mann nach Mann roch. Und Rock'n'Roll nach Rock'n'Roll!!! Einzelne Fetzen von Schimmelgestank aus feuchtem Kellerproberaum (Gitarrengurt nie in der Ecke liegenlassen), kaum zu unterscheiden von dem Formaldehyd, das als Weichmacher auch noch den 20 Jahre alten Kabeln entströmt, gehindert an der freien Entfaltung durch eine Dreckschicht, die die Kabelfarbe nur bei guter Beleuchtung erkennen läßt.
Der Wirt kommt mit einer Schwade von Aldi-Shampoo herein, mit einem großen Korb voll Fichtenscheite: Harz, Holz, Waldfeuchte. Der kleine Ofen wird vorbereitet, die Asche kitzelt in der Nase und funkelt in der Luft, als ein kleiner verirrter Sonnenstrahl fast waagrecht hereinspitzt. Dann das Knistern, der Kamin ist noch kalt und läßt den Ofen immer wieder in den Raum pupsen, und schon wälzen sich unsichtbare Klumpen trockener Wärme wie riesige Wattebäusche durch den Raum, und ab und zu bleibe ich beim Aufbauen mit dem Kopf darin hängen und versuche, einen davon zu inhalieren. Geht aber nicht, viel zu groß! Während sich alles durchmischt und eine ganz eigentümliche Komposition bildet, die nur der kennt, der vor dem Konzert schon da ist, kommt das i-Tüpfelchen:
Der Wirt bringt Kaffee!
Jetzt riecht es 'richtig', jetzt ist
vor dem Gig.

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