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13
Mai
2006

Community...

... ist meines Erachtens ein unübersetzbarer Begriff. Das deutsche "Gemeinschaft" deckt nicht wirklich ab, was im Englischen damit gemeint ist. Und dieser Mangel einer adäquaten Übersetzung spiegelt sich auch in der deutschen Gesellschaft, in der ich "communities" schmerzlich vermisse.

Ich will aber die englische Gesellschaft nicht auf ein Podest stellen. Jeder weiß, daß es auch in England Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und einen bitteren sozialen Notstand gibt, und das nicht erst seit gestern. Aber grundsätzlich ist einiges anders (wenn auch nicht überall).

Das geht im Kleinen los, bei Alltagsdingen wie dem Umgangston beim Einkaufen. Manche Deutschen haben mir gesagt, sie empfänden die englische Höflichkeit als künstlich und aufgesetzt. Für mich war sie immer etwas ausgesprochen Angenehmes, das dem Alltag eine Note verlieh, die ihn leichter bewältigen ließ.

In-Kontakt-Kommen in England? Kein Problem. Ein Pub-Besuch allein? Gespräche ergeben sich immer.

Und auch Zugezogenen fällt es leichter als hier, sich in die community ihres neuen Wohnsitzes einzufinden. "Community" hat also mit Kommunikation zu tun. Aus der heraus sich dann auch Aktivitäten entwickeln können, die allen nützen. Es ist wohl kein Zufall, daß das Konzept der Tauschringe sich in England auf relativ breiter Basis durchgesetzt hat, während deutsche Projekte oft schon nach kurzer Zeit einschlafen.

Woran liegt das?

Haben wir einfach zu viel Angst voreinander?

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Trackbacks zu diesem Beitrag

rgourqdm - 8. Juli, 14:12

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MMarheinecke - 13. Mai, 10:28

"Das Misstrauen ist die Grundlage unserer Gesellschaft"

Das ist ein Zitat aus einem Film über die Staatsicherheit in der DDR, aber nicht nur aus diesem Film wird klar, wie sich die Struktur des Misstrauens quer durch die ganze Gesellschaft zieht, und zwar die deutsche Gesellschaft an sich. Zu begründen, warum das so ist, würde ein langes Essay erfordern, das den Rahmen eines Kommentar um Seiten spreng, ein Aspekt ist sicherlich, dass selbst die BRD als eindeutig "offenste" Gesellschaft, die es je auf deutschen Boden gab, gemessen z. B. an angelsächischen und nordeuropäischen Standards immer noch eine sehr repressive Gesellschaft ist - und dass das repressive Modell tief in den Köpfen steckt.
Auch mir steckt das deutsche Mißtrauen in den Knochen. Das Gefühl, jemand, dem ich mich Anvertraue, könnte ein Spitzel, ein Denuziant oder einfach nur ein Arschloch sein.

Ähnliche Erfahrungen, wie Du sie in England gemacht hast, kenne ich von den "reservierten" Skandinaviern.

Hellblazer - 13. Mai, 13:42

Es ist IMO kein Zufall, dass das Wort "Angst" es in den normalen amerikanischen Wortschatz geschafft hat und auch das Idiom "german angst" eine sehr geläufige Redewendung ist. Es gibt scheinbar auch im Dinge, für die es kein englisches Wort gibt...

Qbert - 13. Mai, 13:52

suggestion?

kultur ist ein guter begriff

Karan - 13. Mai, 14:34

Danke, Freunde!

Nur frag ich mich: was kann ich, was können wir machen, damit sich das ändert?
Auswandern mag ich nämlich nicht - obwohl mich manchmal nur noch dies hier hält...

MMarheinecke - 13. Mai, 16:48

Du nimmst Dich selber immer mit...

... egal vorhin Du gehst. Bei aller Einsicht in den Konstruktcharakter von "nationaler Identität" - ich teile Daniel J. Goldhagens Optimismus nicht, man könne gegebenenfalls per Auswanderung und Integration in eine neue Umgebung seinen "Nationalcharakter" ändern.
Meine "deutsche Angst", mein tiefes Mißtrauen gegenüber meinen Mitmenschen würde ich wohl nie loswerden, genau so, wie ich mir in meinem Alter den deutschen Akzent nicht mehr völlig "abgewöhnen" könnte.
Was Revolutionen angeht, halte ich es mit Karl Marx: "Alle Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, daß sich vieles ändern läßt, bloß nicht die Menschen." (Gefunden bei che2001).
Vielleicht ändert sich unter jahrzehntelangem zivilisierenden Einfluß von außen - und durch die inneren Kräfte einer hoffentlich offen bleibenden Gesellschaft - die "deutsche Mentalität" zum Besseren.
Nicht, dass so etwas nicht ginge. Ich denke, ein Vergleich zwischen der Weimarer Zeit fällt ausgesprochen zugunsten der Gegenwart aus. Deutschland ist heute zivilisierter als damals - im englischen Sinne "more civilized". Das läßt hoffen.
testsiegerin - 14. Mai, 15:17

ich glaub, dass wir nur im kleinen anfangen können. in der familie, im freundeskreis, ...
hier bei uns wird ständig getauscht. visitenkarten gegen schmuck gegen lesungen gegen bilder ... grad im kunstbereich.
mein fleischhauer würde mich vermutlich komisch anschauen, wenn ich ihm für die leberkässemmel ein gedicht geben würde :-)
Karan - 13. Mai, 18:46

Stimmt, im größeren Kontext betrachtet sieht es heute freilich besser aus als damals. Trotzdem reicht mir das nicht. Und zwar ganz und gar nicht. Ob wir eine handfeste "Revolution" brauchen, sei mal dahingestellt. Ich denke eher an eine "Evolution" des Denkens und Handelns. Aber ohne einen Kontext, in dem sie sich bewähren kann - womit wir wieder bei "community" wären -, kann es diese nicht geben.

Wenn ich selber, all den andern Grummlern und Nörglern zum Trotz, beim Bäcker freundlich bin, ist schon mal ein Anfang getan. Dauerhaftere Veränderungen jedoch bedürften eines breiten öffentlichen Diskurses zu einem Thema, das ich heute offenbar gar nicht genug verlinken kann ;-)

MMarheinecke - 14. Mai, 17:59

"Gemeinschaft"

Der in Deutschland gängige Begriff "Gemeinschaft" bedeutet zwar etwas anderes, verdeutlicht aber den zugrundeliegenden Mentalitätsunterschied.
In einer "Gemeinschaft" geht es "um die Sache" (wenn die Gemeinschaft, wie die berüchtigte "Volksgemeinschaft" nicht Selbstzweck ist), die Einzelnen hat "zurückzustehen", "sich einzuordnen" usw. - und nicht um den Menschen. Das zeichnet das deutsche Gesellschaftverständnis bis heute aus - der Einzelne Mensch ist für die "Gemeinschaft" da und nicht die "Gemeinschaft" für ihn. Es heißt in der Regel nicht: "Alle für einen, einer für alle" sondern: "Du bist nichts, Dein Staat ist alles!" ("Was haben Sie denn schon groß für die Allgemeinheit geleistet?" - typisch deutscher Vorwurf.)
Wenn Menschen immer wie "Objekte", "Funktionsträger" behandelt werden, dann fangen sie an, sich selbst wie "Gegenstände" zu sehen - und ihren Mitmenschen auf deren "Funktion" zu reduzieren.

Karan - 14. Mai, 23:35

Irgendwie habe ich den deutlichen Eindruck, daß dieses Thema nicht nur mich umtreibt.

Und das macht mir Mut.

Ich denke, der gangbarste Weg ist ein zweifacher. Zum einen die verstärkten Aktivitäten "im Kleinen" (Tauschhandel liebe ich auch und praktiziere ihn, so oft es möglich ist. Und vielleicht findet sich ja auch mal ein kunstsinniger Metzger ;-)
Und zum anderen die stetig neue Vergegenwärtigung des Gesamtzusammenhangs.

Wichtig ist mir dabei, mich nicht auf der globalen Meta-Ebene zu verlieren, das führt nämlich, wie ich erfahrungsgemäß weiß, schnell in die Resignation, weil ich mich da rasch schwach und machtlos fühle. Wirklich bewußt und aktiv werden kann ich ja eh nur in meinem ganz eigenen Lebensbereich. Von dem ich hoffe, daß er irgendwann "Wellen schlägt" in einen Zusammenhang hinein, der größer ist als derjenige, der mir zur Zeit zur Verfügung steht...

Ich wünsche uns allen viel Mut und Kraft - wir werden beides brauchen.
Nakry - 15. Mai, 19:14

"Haben wir einfach zu viel Angst voreinander?"
Sicherlich. Deutsche sind oft sehr distanziert. Allerdings ist mir in England auch aufgefallen, dass die Menschen auch sehr schnell ungeduldig oder entnervt reagieren. Wenn man das Wechselgeld nicht schnell genug hat, zu komplizierte Gerichte bestellt usw.
Andererseits ist es im Alltag leichter Kontakte zu knüfen...

baerin - 16. Mai, 00:04

Superthema, Superthread :-)

Nachdem ich hier gestern herumgelesen habe, hatte ich ein sehr anregendes Gespräch mit einem norwegischen Freund über solche Dinge. Wie viele Aspekte hier verhandelt werden - soo inspirierend... Danke :-) LG BärenSchwester

Hellblazer - 17. Mai, 20:30

Zum Thema der Angst...

...und was die verursacht, speziell in Deutschland, hab' ich nochwas aus einem völlig anderen Themenbereich, der aber den Auslöser der Angst, nämlich einen schleichenden "Kontrollverlust" für die, die an überkommenen Mechanismen festhalten, deutlich macht.

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