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Die Sonette

23
Mai
2007

Das elfte Sonett

Wir rätseln uns. Ich schenke das Empfinden,
Du schenkst den freien Geist, der sich nicht beugt.
Wir wissen nicht, daß wir uns schon verbinden.
Wir ahnen nicht, wer diesen Bund bezeugt.

Uns wird gewährt, was wir uns selber geben.
Was zu uns kommt, dafür sind wir bereit.
Geschenkte Zeit ist alles, was wir leben,
Doch unser Atem birgt Unendlichkeit.

Noch bist du fremd, mein inniger Vertrauter.
Du faßt den Riegel und das Tor zerbricht.
Mein Herz steht offen, doch du kennst mich nicht.

Da ist ein Klang. Die Lieder werden lauter.
Wenn wir sie hören, werden sie uns heilen,
Und wir erkennen uns, wenn wir sie teilen.

Das zehnte Sonett

Was sagt das Schweigen? Wie kann ich verstehen,
Was nur zu raten ist, was sich verbirgt?
Vielleicht ist es ein Nichts. Vielleicht das Wehen
Des Windes, der die Schicksalsfäden wirkt.

Ich habe oft versagt. Mich oft verbogen.
Nun ist es Zeit, daß jede Maske fällt.
Ich habe mich zu lange selbst belogen
Und weiß nicht mehr, was wahr ist und was hält.

Ich suche Flammen in der scharfen Kühle,
Erhoffe Regen in der Wüstenweite,
Ersehne einen Stern, daß er mich leite.

Was ist Verbundenheit, die ich nicht fühle?
Wo scheint das liebe Licht, das ich nicht sehe?
Wohin führt dieser Weg, den ich nicht gehe?

21
Mai
2007

Das neunte Sonett

Holunder blüht. Holunder macht mich trunken.
Holunder wächst aus hoffnungsvollem Grund.
Holunderbeerensaft färbt meinen Mund.
Holunderzweig hat mir von fern gewunken.

Holunder weiß, was ihm die Zeit gebot.
Holunderduft erfüllt Erinnerung.
Holunderweiß ist süß und frühlingsjung
Und leidenschaftlich glüht Holunderrot.

Holunderblatt entfaltet sich am Morgen,
Holunderdolde schwebt im Mittagslicht.
Holunderstamm hält mich zu Nacht geborgen.

Holunderwurzel wühlt im Buntsandstein.
Holunderschatten fällt auf mein Gesicht.
Holunder sagt mir: du bist nicht allein.

20
Dez
2006

Das achte Sonett

Ich fliehe nicht. Wohin sollt’ ich auch gehen?
Ich warte nicht. Was kommt, ist ungeplant.
Ich träume nicht. Hab schon zuviel geahnt.
Ich sage nichts. Wer könnte es verstehen?

Mein Herz wiegt viel zu viel, es drückt mich nieder.
Hätte ich Flügel, wär’ ich nicht mehr hier,
Wär’ leicht und fröhlich, wär’ vielleicht bei dir...
Doch jetzt kommen die schweren Tage wieder,

Die dunkle Zeit, die Nächte ohne Ruh’,
Die haltlosen, die sturmdurchtosten Stunden.
Ich schließe Tür und Tor und Fenster zu,

Die Winde aber folgen mir ins Haus,
Zerstreuen, was einst heil war und verbunden.
Ich zünde Lichter an - sie löschen aus.

27
Okt
2006

Das siebte Sonett

Du kommst und gehst. Ach, könntest du doch bleiben!
Stattdessen stockt die Zeit, gefriert wie Eis.
Ich zittere vor Kälte und ich weiß,
Ich kann sie nur ertragen, nicht vertreiben.

Wie soll ich Feuer schlagen aus dem Stein,
Der in der Brust mir schier den Atem nimmt?
Und wenn der Funke endlich wieder glimmt,
Wie kann ich ihn bewahren, ganz allein?

Hilf du mir nicht. Ich muß es selbst vollbringen,
Was Auftrag, Wandlung und Verheißung ist.
Doch halt mich fest, wenn mich die Angst zerfrißt,

Wenn die Dämonen böse Lieder singen.
Und irgendwann, wenn dann mein Feuer brennt,
Sind wir, wer weiß, vielleicht nicht mehr getrennt...

11
Sep
2006

Das sechste Sonett

Erschreckt dich die Begeisterung, der Drang,
Der mich oft wie ein Wirbelsturm ergreift?
Was ist bedeutsam? Was ist von Belang?
Keins meiner Worte ist dann ausgereift

Und kein Gedanke wurzelt irgendwo.
Ich fliege aufwärts. Hingegeben. Ganz
Dem Augenblick verbunden. Haltlos. Froh.
Verströme mich in dem geschenkten Tanz.

Doch nimmermehr berühr' ich einen Stern.
Mein Fliegen endet, wenn die Erde mich
Mit Sturz und Schmerzen wieder ruft zu sich.

Ich komme zu mir, allen Himmeln fern.
Mein Atem stockt. Die Luft ist heiß und schwer.
Wo bleibt der Sturm? Ich brauche ihn so sehr!

28
Jun
2006

Das fünfte Sonett

Ich bin die Katze auf der Wanderschaft.
Kühl und verhalten ist mein weicher Gang.
In meinen Krallen: messerscharfe Kraft.
In meinem Herzen: wilder Überschwang,

Den keiner sieht. Nur manchmal, auf der Jagd,
Gerate ich in Aufruhr und in Glut.
Ich stürme vorwärts, jäh und unverzagt,
Die Steppensonne brennt in meinem Blut.

Doch scheu bin ich, wenn du mich noch nicht kennst.
Wenn du mir nah kommst, fliehe ich vor dir,
Auch wenn du mich bei meinem Namen nennst.

In mir ist Unruhe, die nie vergeht.
Nur wenn ich frei bin, bleib ich gerne hier.
Die Treue halt ich dem, der mich versteht.

31
Mai
2006

Das vierte Sonett

Als Ariadne sich verlassen fand
Am fremden Strand im ersten Morgenlicht,
Da schrie sie nicht, zerriß nicht ihr Gewand,
Und keine Träne netzte ihr Gesicht.

Sie stand erstarrt, versteinert, wie aus Eis,
Herausgelöst aus Regung, Wunsch und Not.
Noch schlug ihr Herz, ihr Atem ging sehr leis,
Sie wartete auf nichts, nur auf den Tod.

Der Gott des Rausches und der wilden Lust
Fand halb erfroren sie auf nassem Sand.
Behutsam faßte er sie an der Hand,

Fast zärtlich zog er sie an seine Brust.
Und ihre Tränen schmeckten wie das Meer
Nach Salz und Wärme und nach Wiederkehr.

Das dritte Sonett

Ich bin so müde. Laß mich bei dir sein,
Die Augen schließen und ein wenig schweigen.
Vielleicht kann ich dir ohne Worte zeigen,
Wie hilflos es mich macht, wenn ich allein

Am unverschloss'nen Tor des Schlafes stehe.
Ich weiß, ich muß hindurch, doch wär' ich gern
Für immer wach und dieser Pforte fern.
Mich schreckt das Land, das ich dahinter sehe:

Weglose Dunkelheit, nur traumerhellt,
Von wirren Lichtern sprunghaft angestrahlt
Mit wilden Fratzen überall bemalt.

Dann Stille. Leere. Meine Seele fällt
Ins große Nichts. Schreit nach Geborgenheit.
Doch die ist fremd. Ich bin noch nicht so weit.

Das zweite Sonett

Sie heißt Kalypso. Ihre Insel schwimmt
Im bodenlosen Meer, am Rand der Zeit.
Wenn sie Odysseus in die Arme nimmt,
So weiß sie: er ist nicht dazu bereit.

Sie lehrt ihn fühlen. Legt den Schleier fort.
Ihr Leib weist wie ein Kompaß weit voraus
Bis zu dem weltenfernen, heilen Ort,
Der alten Heimat und dem neuen Haus.

Die stumme Bitte wird ihm still gewährt:
Sie öffnet sich. Er schaut durch ihr Gesicht
Wie durch ein Fernglas, doch er sieht sie nicht.

Als er das Boot belädt und weiterfährt
Steht sie verschleiert, abgewandt am Strand.
Er blickt sie an. Und hat sie ganz erkannt.
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