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24
Dez
2007

Stollen

Was es damit auf sich hat, erzähl' ich später, jetzt ist erst mal allerhand zu tun. Ein dicker Dankeknuddler geht jetzt schon an die liebe Zia, die meinen Rauhnächte-Blues gleich zu Anfang auf's Lieblichste gemildert hat...

So, jetzt wird's gemütlich: der Wildschweingulasch köchelt, der Rotwein fährt auf Betriebstemperatur hoch, die Heizung macht's warm und Kerzchen brennen auch. Da kann ich endlich ein bißchen erzählen:

Wenn meine Großmutter Stollen buk, dann war dies ein Unternehmen, das generalstabsmäßiger Planung bedurfte. Allerdings merkte ich davon nichts, denn die ganze Sache ging ihr dermaßen leicht von der Hand, daß es wie ein Kinderspiel schien.

Die Beschaffung der Zutaten war der erste Schritt. Vieles befand sich bereits im Haus, die Rosinen waren lange schon in Rum eingelegt. Echtes Zitronat und Orangeat zu bekommen, war allerdings irgendwann nicht immer einfach.

Mit kleinwüchsigen Backgefäßen aus Plastik gab sich meine Großmutter erst gar nicht ab; der Teig entstand in Emailleschüsseln von beeindruckendem Durchmesser. Es ging ja nicht um kleine Mengen.

Hefeteig ist ein empfindlicher Geselle, er will mit fester Hand bearbeitet werden und erfordert dennoch Einfühlungsvermögen, Zeit und Raum zum Gehen; es darf nicht zu kalt und nicht zu heiß sein. Und es braucht eine ganze Menge Kraft, um aus all den guten Dingen einen Teiglaib zu formen, der nicht klebt und niemals bröckelt, der hefig duftet, weder zu süß noch zu schwer ist. Ich durfte immer naschen und tat dies ausgiebig, bis es im Bauch blubberte und ich das Abendessen dann doch lieber ausfallen ließ.

Die wuchtigen Laiber, die schließlich im Ofen landeten, hatten Backblechlänge und waren dementsprechend breit. Kamen sie heraus, erhielten sie noch einen Überzug aus Zitronenzuckerguß.
Und dann hieß es warten. Ein guter Stollen muß reifen. Was dann zu Weihnachten bei uns und der ganzen Verwandtschaft auf dem Kuchenteller landete, war eine süß-saftige Explosion winterlicher Aromen. Dazu Kakao oder Milchkaffee. Glückseligkeit.

Nach dem Tod meiner Großmutter habe ich nicht ein einziges Mal versucht, alleine einen Stollen zu backen, obwohl ich ihr oft dabei geholfen hatte. Es war eine Epoche zu Ende gegangen und für mich bedeutete das, daß dieses Unvergleichliche einfach nicht mehr zu schmecken war. Eine Zeitlang mochte ich nicht mal mehr „fremde" Stollen essen.

Das hat sich allerdings mittlerweile geändert. Ich freue mich an den Sorten, die ich bisher noch nicht kannte, an Marzipanfüllungen und Puderzucker. Die Erinnerung bleibt ungeschmälert. Und das, was ich esse, schmeckt...

Jul07Zia

Als ich gestern abgehetzt nach Hause kam, eine Liste dringlicher letzter Erledigungen im Kopf, stolperte ich über ein Päckchen von Zia, dessen Inhalt mein Streßlevel umgehend reduzierte. Das Räuchermännchen darf mal wieder kräftig inhalieren, ein geheimnisvolles Öl lädt zu sinnlichen Abenteuern ein, und der Stollen.... oh wie freue ich mich schon auf die nachmittägliche Kaffeeschlemmerei!

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MMarheinecke - 25. Dezember, 00:26

Stollen? Klingt jedenfalls lecker :-)

Ach du Ärmste, eben noch fröhlich Jul gefeiert und gleich wieder viel zu tun.

Zia - 25. Dezember, 13:21

Ja...

...Stollenbacken ist eine Art Ritual, dessen Durchführung ich nun im zweiten Jahr übernommen habe. Meine Oma, die es sich früher immer zur Aufgabe gemacht hat die ganze Verwandschaft mit Stollen zu versorgen ist zwar glücklicherweise noch quicklebendig, aber mit ihren nunmehr 84 Jahren ist ihr das Stollenbacken einfach zu anstrengend geworden, - was ich gut nachvollziehen kann. Ich habe die insgesamt über 10kg Teig dieses Jahr ungefähr 1 Stunde geknetet und war hinterher ... gut durchblutet möcht ich sagen ;-D. Das Gute ist, daß ich sie mal schnell anrufen kann, wenn ich nich weiter weiß.

Na dann wünsch ich Guten Appetit!

Zia
Stollenback-Azubi im zweiten Lehrjahr ;-)


PS.: Solltest Du es jemeals selber versuchen mit dem Backen, nimm zum Ansetzen des Hefestücks ... am besten die Badewanne *ggg*. Es ist unglaublich, welches Volumen sowas in kürzester Zeit entwickeln kann. :-O *an das Märchen vom süßen Brei erinnert wurde*.

MMarheinecke - 26. Dezember, 20:18

Stollen backen

Obwohl ich nicht finde, dass Hefeteig ein "empfindlicher Geselle" ist - vermutlich, weil ich seine Besonderheiten kennen und sogar schätzen gelernt habe - und gern Hefekuchen backe, habe ich bisher vor dem "großen Christstollen" nach traditionellem Rezept zurückgeschreckt. (Klöben - die norddeutsch-einfache Variante des Stollens - jedoch schon "gebacken bekommen".)
Ein klassischer Christstollen nach Dresdner Rezept ist doch ziemlich viel zu tun - für einen "Einzelkämpfer" in der Küche.
Immerhin hat meine Mutter dieses Jahr Stollen gebacken, nicht ganz traditionell in der Rezeptur, aber immerhin schon im November, damit er schön reifen kann. Erfolgreich reifen, wie ich bestätigen kann. Jo!
Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, im nächsten November einen Julstollen zu backen - mit Rumrosinen, Orangenade, Zitronat, Mandeln, reichlich Butter ... - dankbare Esser zu finden, dürfte das kleinste Problem sein ...
sabbersabbersabbersabber

Zia - 27. Dezember, 15:44

Ach eigentlich...

...ist das Stollenbacken, vom Rezept her gesehen, gar nicht mal soooo schwierig. Die eigentliche Herausforderung liegt vielmehr in der Menge:
Wenn man es nur einmal im Jahr macht, - und in Anbetracht der Tatsache, daß Stollen etwas durchziehen muß, sich so lange hält bzw. mit zunehmendem Alter besser schmeckt, - man aber dennoch gerne schonmal probiert, obwohl er eigentlich noch zu frisch ist, - wenn er also kurz gesagt eine ganze Weile reichen soll...
...wenn Du dann noch dazu berechnest, daß diverse Stollen an Verwandte und FreundInnen verschenkt werden sollen, dann ist es sinnvoll, - ja geradezu notwendig, eine gewisse Anzahl davon zu backen. ;-)

Es sind dann eine Menge Zutaten für eine Menge Teig im Spiel und das A und O ist eine lückenlose Organisation.

Ich zum Beispiel schreibe mir alle Arbeitsschritte vorher auf und stelle alle Zutaten nach Arbeitsgängen sortiert zusammen.

Und mit der Hefe ist das so, daß man für derartig viel Teig mit so vielen schweren Zutaten auch entsprechend viel Hefe braucht. In diesem Jahr habe ich 450g frische Hefe gebraucht.
Und wenn Du diese Menge ansetzt und den Tierchen alles gibst was sie brauchen, dann wächst das Hefestück in sekundenschnelle und wenn die Schüssel zu klein ist, läuft die Chose schlichtweg über. Ich muß mir das fürs nächste Mal unbedingt merken.

Nun und die andere Herausforderung, die aber ebenfalls durch die Menge zustande kommt ist, am Schluß alle Zutaten gründlich miteinander zu vermischen ... mit Geduld und Muskelkraft...

...darüberhinaus ist Stollenbacken eigentlich nicht so kompliziert.
...und es ist auch durchaus möglich kleinere Mengen zu backen.
;-)
Zia
Karan - 27. Dezember, 19:39

Ich glaube, im nächsten Jahr werde ich die Sache auch mal angehen.
Zia, Du hast recht, die eigentliche Herausforderung ist die Menge... Hut ab, 450 g Hefe, da hast Du ja fast schon eine Großbäckerei daheim.

Dein Stollen ist aber auch so was von lecker... schon fast alle, aber auch nur, weil ich ihn einteile, sonst hätte er den ersten Feiertag nicht überstanden... :-)

Heya Martin, das mit dem Julstollen halte ich für ein vorzügliches Projekt! ;-)

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