Die Londoner Freunde sind alle wohlauf, allen Göttern sei Dank! - Und die aus Devon befanden sich zum Glück gerade nicht in der Hauptstadt.
Nach London kam ich seltsamerweise sofort telefonisch durch; als ich dann nach Devon anzurufen versuchte, dauerte es ca. zwei Stunden. Sämtliche Mobiltelefonnetze waren sowieso schon längst zusammengebrochen.
Ich erinnere mich daran, wie ich vor Jahren selbst einmal nach einem IRA-Attentat auf einen Londoner Bahnhof ein Wochenende lang ungeplant in der Stadt festsaß. Der Fernverkehr wurde eingestellt, auch die U-Bahn fuhr eine Zeitlang nicht. Beeindruckend war die Gelassenheit der Londoner, trotz Chaos und Unsicherheit.
Gelassen blieb auch das Publikum des Opernhauses Plymouth, als Benjamin Brittens "Peter Grimes" mittendrin abgebrochen wurde - wegen einer Bombendrohung. Zum Glück Fehlalarm! Wir warteten eine Stunde lang frierend im Freien, dann ging die Aufführung weiter. Eigenartige Normalität des Ganzen...
An so etwas gewöhnen will ich mich nicht. Aber die derzeitige deutsche Panikmache empfinde ich als geradezu peinlich. Sie scheint mir den Zielen derer, die solche grausamen Verbrechen begehen, eher zu dienen als eine wachsame Nüchternheit - die ist jetzt angebracht. Ebenso wie die Frage, was denn eigentlich wirklich, an der Wurzel, als Motivation hinter dieser Gewalt steht. Die Welt ist in einer Schieflage, und wie ein Dominospiel kippt jetzt, was allzu lange (und meist um des Profits willen) künstlich aus dem Blickfeld gehalten wurde.
Aber stattdessen befürchte ich die Instrumentalisierung der Geschehnisse für diverse innen- und außenpolitische Belange. Wie so oft...
... und während ich meinen friedlichen letzten Eintrag schrieb, gingen in London die Bomben hoch.
Erste Reaktion: Sorge um einige genau jener Menschen, von denen ich unten schrieb...
Muß telefonieren.